Hilfsmittel

Was sind Hilfsmittel?

Hilfsmittel sind technische Geräte, die von den Betroffenen selbstständig genutzt werden. Sie gleichen Funktionseinschränkungen aus oder dienen der Therapie. Das vielleicht bekannteste Hilfsmittel im Zusammenhang mit Sehbehinderung ist der Blindenlangstock, der dem Blinden bei der Orientierung hilft.


Welche Hilfsmittel gibt es?

Mittlerweile gibt es von diversen Herstellern Hilfsmittel, die sich fast jeder Herausforderung annehmen. Hier ist eine exemplarische Liste von Hilfsmittelkategorien:

Hilfsmittel zum Lesen

Zum Beispiel vergrößernde Sehhilfen und Schrifterkennungssysteme.

Hilfsmittel zum Hören

Zum Beispiel Abspielgeräte für Audiodateien (DAISY-Player) und Sprachausgabe-/Vorlesesysteme.

Hilfsmittel zum Schreiben

Zum Beispiel Punktschriftdrucker, Großschrifttastaturen oder Schreibgeräte mit Brailleschrift bzw. Braillezeilen zur Eingabe in den Computer.

Hilfsmittel zum Bewegen und Orientieren

Zum Beispiel Blindenstöcke und elektronische Mobilitätshilfen.


Wie werden Hilfsmittel finanziert?

Die Finanzierung kann über diverse Kostenträger erfolgen. Häufig ist es die Krankenkasse. In der Regel wird unterschieden, ob es sich um Hilfsmittel für den privaten Bereich oder den Arbeitsplatz handelt.

Der GKV-Spitzenverband, der Verband aller gesetzlichen Krankenkassen hat ein Hilfsmittelverzeichnis erstellt, das eine Orientierung bietet, welche Hilfsmittel von den Krankenkassen prinzipiell leistungspflichtig sind. Das Verzeichnis wird immerfort aktualisiert. Jedoch ist im Einzelfall zu prüfen, ob auch nichtgelistete Hilfsmittel finanziert werden können.


Beispiele für Hilfsmittel für blinde und sehbehinderte Menschen

Elektronische Lupen

Wie auch optische Lupen sind die elektronischen Lupen dafür gedacht, Dinge vergrößert darzustellen. Sie sind in der Regel klein und handlich, sodass du sie über den Gegenstand halten kannst, den du vergrößern möchtest. Es gibt mittlerweile auch schon elektronische Lupen, die einen Bildschirm mit einer Diagonale von mehr als 30 Zentimetern haben. Durch die Größe ist so auch bei einer hohen Vergrößerungsstufe genug Platz auf dem Bildschirm, um ganze Wörter anzuzeigen. Für sehbehinderte Menschen mit einem Sehrest zwischen 5% und 20% auf dem besseren Auge kann die elektronische Lupe eine große Unterstützung sein. 

Hier einige Vorteile der elektronischen gegenüber einer optischen Lupe:
Die Vergrößerung kann stufenweise geregelt werden, ohne die Distanz zum Gegenstand verändern zu müssen.
Das Bild kann in der farblichen Darstellung verändert werden. So können zum Beispiel die Farben invertiert werden, sodass helle Bereiche dunkel und dunkele hell angezeigt werden, sodass bei einer Zeitungsseite zum Beispiel die Seiten schwarz und die Schrift weiß angezeigt werden. Das hilft besonders bei blendempfindlichen Augen.
Es können Standbilder gemacht werden. Das kann dir zum Beispiel helfen, wenn du Probleme hast, eine Lupe ruhig zu halten.

Ist eine elektronische Lupe nun also besser als eine optische? Nein, das lässt sich so nicht sagen. Jedes Hilfsmittel hat eigene Stärken und Schwächen, sowie auch das Sehvermögen bei verschiedenen Personen oder bei einer Person im Verlaufe der Zeit unterschiedlich sein kann. Daher empfehlen wir dir, probiere aus, was dir hilft! Denn das Hilfsmittel, das dir hilft, ist das richtige für dich.


Bildschirmlesegeräte

Unter einem Bildschirm-Lesegerät versteht man ein großes Hilfsmittel, das über eine Kamera Texte erfasst und sie auf einem Bildschirm in der Größe eines kleinen Fernsehers vergrößert darstellt. Dazu kannst du die Bücher, Zeitschriften oder Briefe unter den Bildschirm legen und die Kamera filmt nach unten und zeigt das Bild auf dem Bildschirm. Wie bei den elektronischen Lupen kannst du die Texte aber nicht nur extrem vergrößern, sondern auch farblich anders darstellen. Für einen großen Kontrast bei wenig Blendung sorgt hier die Möglichkeit, die Farben zu invertieren, also umzudrehen. So ist auf Knopfdruck die Zeitung schwarz und die Schrift ist weiß.

Bei einigen Bildschirm-Lesegeräten kannst du sogar die Kamera um 90 Grad drehen. So filmt sie nicht mehr nach unten, sondern jetzt nach hinten. Einsatzgebiete für diese Funktion sind zum Beispiel Klassenzimmer und Hörsäle an Universitäten. Dort kannst du damit zum Beispiel die Tafel abfilmen. Solche Geräte gibt es auch zusammenklappbar. Eingeklappt verbrauchen sie dann nicht viel mehr Platz als ein zusammengeklappter Laptop und sind auch aufgrund des geringeren Gewichts als die klassischen Standgeräte durchaus mobil, wenn auch nicht so sehr wie die elektronischen Lupen.

Einige Bildschirm-Lesegeräte bieten dir zusätzlich den Komfort einer Vorlesefunktion. Damit werden dir die von der Kamera unten gefilmten Schriftstücke einfach vorgelesen. Das kann dich gerade beim längeren Lesen sehr entlasten.


Vorlesegeräte

Mit abnehmender Sehkraft wird lesen erst schwierig und dann unmöglich. Hier helfen dir Vorlesegeräte weiter. Der Clear Reader LS 20 ist solch ein Gerät. Das Hilfsmittel verzichtet auf einen Monitor und ist ungefähr so groß wie drei Milch-Packungen nebeneinander. Du brauchst das Schriftstück, zum Beispiel einen Brief nur vor das Gerät zu legen und nach nur einem Tastendruck fängt dir das Vorlesesystem an den Text wiederzugeben. Dabei kannst du Sprechgeschwindigkeit und Lautstärke ganz individuell einstellen. Nützlich ist auch die Möglichkeit, die Texte zu speichern. Du kannst die Textwiedergabe auch pausieren und innerhalb des Textes vor- und zurückspringen. So kannst du interessante Textpassagen schnell wiederfinden. Dieses Vorlesesystem kannst du optional auch mit Akku betreiben. Damit bist du flexibel und kannst dir deine Post auch am Gartentisch vorlesen lassen.


OrCam

Ein besonderes Hilfsmittel ist die OrCam My Eye 2.0. Es ist eine daumengroße Kamera, die du an deiner Brille befestigen kannst. Auf Fingerzeig werden dann Texte, Geldscheine, Farben oder Produktinfos angesagt. Der Ton wird dabei am Ende der Kamera ausgegeben. Auf Grund der kleinen Bauweise ist das kurz vor deinem Ohr. Personen kann die OrCam auch erkennen und sagt sie auch an. Wenn Gesichter eintrainiert wurden, sogar mit Namen.

Der Hauptnutzen der OrCam ist aber die Texterkennung. Sie funktioniert schnell und ohne Internetverbindung. Wie bei anderen Vorlesesystemen kannst du auch hier im Text navigieren und die Sprechgeschwindigkeit und -lautstärke individuell anpassen.

Die OrCam wird durch einen Akku mit Strom versorgt. Zwar reicht der Akku nicht, um dir den ganzen Tag damit Texte vorlesen zu lassen, aber sie ist schnell wieder aufgeladen. Dazu gibt es auch eine Kombination aus Schutzhülle und Ladestation. So ist die OrCam, wenn du sie gerade nicht benötigst, sicher und wird gleich wieder geladen und du kommst über den Tag, ohne dir Gedanken über den Standort der nächsten Steckdose machen zu müssen.

Optional kann auch eine App für ein Smartphone geladen werden. So lassen sich die Orcam-Einstellungen noch komfortabler verstellen.

Genial einfach kannst du dir mit der OrCam die Uhrzeit und das aktuelle Datum ansagen lassen: Du brauchst nur auf dein Handgelenk zu schauen, genau wie es Sehende auch machen – vorausgesetzt sie tragen eine Armbanduhr ?

Übrigens können Smartphones auch schon viele Dinge, die die OrCam macht. Aber einen Vorteil hat die OrCam zum Smartphone: Du hast die Hände frei.


DAISY-Player

Ein schönes Buch oder eine informative Zeitschrift für einen sehbehinderten oder blinden Menschen? Ja gerne! Gerne auch im DAISY-Format. Das DAISY-Format macht aus einem Hörtext ein interaktives Hörbuch. Traditionell gibt es DAISY-Medien auf der CD. Mittlerweile gibt es aber auch DAISY-Player, die die Dateien online herunterladen.

Dank des DAISY-Formats kannst du im Hörbuch navigieren, also zum Beispiel von Kapitel zu Kapitel oder von Überschrift zu Überschrift springen. Und du kannst dir Lesezeichen setzen. Mit einem DAISY-Player kannst du zum Beispiel das Anhören einer DAISY-CD auch nach einem CD-Wechsel an der Stelle fortsetzen, an der du zu letzt aufgehört hast. Praktisch, oder?

DAISY-Player sind als Tischgeräte oder als kleine hosentaschentaugliche Mini-Player erhältlich. Sie eint die Möglichkeit DAISY-Formate abzuspielen und unterscheidet durch zusätzliche Funktionen, wie zum Beispiel Audionotizen aufzunehmen oder Textdateien vorlesen zu lassen.

Übrigens können blinde und sehbehinderte Menschen eine Menge DAISY-Medien kostenlos beziehen, zum Beispiel über das Deutsche Zentrum für barrierefreies Lesen (dzb lesen).


Dein passendes Hilfsmittel

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